Symptome und Diagnose der schizoiden Persönlichkeitsstörung nach ICD 10
Die schizoide Persönlichkeitsstörung wird nach den hier vorgestellten Kriterien anhand der Symptome des Betroffenen diagnostiziert. Dabei ist die Diagnose auch für Ärzte und Therapeuten eine Herausforderung.
Die Diagnose einer schizoiden Persönlichkeitsstörung ist nicht leicht und sollte ausschließlich durch entsprechend qualifizierte Mediziner und Psychologen festgestellt werden. Von „Laiendiagnosen“ – sei es für sich selbst oder für andere – rate ich dringend ab!
Die im Folgenden dargestellten Diagnosekriterien nach ICD 10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) dienen deshalb nur der allgemeinen Information, Ihre private Nutzung kann höchstens Indizien für das Vorliegen einer schizoiden Persönlichkeitsstörung liefern.
Symptome als Maßstab der Diagnose
Nach ICD 10 müssen bei einer schizoiden Persönlichkeitsstörung mindestens drei der folgenden neun Eigenschaften, Verhaltensweisen bzw. Symptome vorliegen:
- wenn überhaupt, dann bereiten nur wenige Tätigkeiten Freude;
- zeigt emotionale Kühle, Distanziertheit oder einen abgeflachten Affekt;
- reduzierte Fähigkeit, warme, zärtliche Gefühle für andere, oder Ärger auszudrücken;
- erscheint gleichgültig gegenüber Lob oder Kritik von anderen;
- wenig Interesse an sexuellen Erfahrungen mit einem anderen Menschen (unter Berücksichtigung des Alters);
- fast immer Bevorzugung von Aktivitäten, die alleine durchzuführen sind;
- übermäßige Inanspruchnahme durch Phantasien und Introvertiertheit;
- hat keine oder wünscht keine engen Freunde oder vertrauensvollen Beziehungen (oder höchstens eine);
- deutlich mangelndes Gespür für geltende soziale Normen und Konventionen. Wenn sie nicht befolgt werden, geschieht das unabsichtlich.
Eine Diagnose wird durch folgende Herausforderungen erschwert:
- Es genügt für die Diagnose nicht, wenn eine oder zwei der genannten Symptome sehr deutlich zutreffen. Es müssen mindestens drei Kriterien gegeben sein.
- Andererseits schließen einige nicht zutreffende Symptome die Diagnose auch nicht aus. Es reicht, wenn mindestens drei Kriterien zutreffen.
- Es gibt diverse andere psychische bzw. neurologische Diagnosen, deren Symptome denen der schizoiden Persönlichkeitsstörung ähneln, so z. B. das Asperger-Syndrom. Diese Störungen müssen im Rahmen der Diagnostik ausgeschlossen werden.
- Bei Persönlichkeitsstörungen sind sogenannte Komorbiditäten (Mehrfachdiagnosen) häufig: Es liegt nicht nur eine Störung vor, sondern mehrere. Die Mischung aus verschiedenen Diagnosen verändert die Persönlichkeitsstruktur erheblich und kann auch typische Symptome der schizoiden Persönlichkeitsstörung überdecken. Siehe dazu auch den Text Mehrfachdiagnosen.
- Voraussetzung für die Diagnose ist weiterhin, dass die genannten Symptome nicht nur kurzzeitig auftreten, sondern überdauernde Merkmale der Persönlichkeitsstruktur sind.
- Zudem beherrschen viele Betroffene Kompensationsstrategien, können also die Symptome ihrer Störungen, typische Eigenschaften und Verhaltensweisen zeitweise unterdrücken, kontrollieren oder hinter einer Fassade verbergen.
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